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NÜRNBERGER LAND - Wer Hans-Joachim Dobbert im Landratswahlkampf beobachtet, erlebt einen selbstbewussten Grünen-Kandidaten. "Ich traue mir das Amt durchaus zu", sagt der 57-Jährige recht gelassen im Gespräch. Skepsis, ob es für ihn nach 4,09 und 5,10 Prozent bei seinen ersten beiden Anläufen 1996 und 2002 diesmal tatsächlich zu der nötigen Mehrheit reichen könnte, lässt er durchaus gelten. Dennoch erwartet er am 2. März ein deutliches Stimmenplus für sich und seine Partei. Dabei setzt er auf sein Profil als gestandener Kreistagspolitiker und auf die Idee, Wirtschaftsförderung und Landschaftsschutz klug zu verknüpfen.
Dobbert tritt mit der Souveränität des erfahrenen Kreispolitikers auf in diesem Wahlkampf. Bei der Podiumsdiskussion im Januar in St. Otto in Lauf brachte er seine Ideen meist am schnellsten auf den Punkt. Zudem sammelte der Pfarrersohn Sympathiepunkte durch seine geradlinige Ehrlichkeit. "Ich bin weder ein religiöser noch ein spiritueller Mensch", gab er unumwunden vor Kirchenpublikum zu. Aber nicht, ohne verschmitzt anzufügen, dass er christliche Wertvorstellungen verinnerlicht habe und somit trotzdem "vorzeigbar" sei.
Dobbert, der selbstständige Versicherungsmakler aus Untersdorf in der Marktgemeinde Schnaittach versuchte gar nicht erst in eine Rolle zu schlüpfen, die ihm nicht liegt. Allgemeine Kreis-Themen schneidet er im Wahlkampf nur an, wenn er danach gefragt wird. Natürlich kennt er sich aus, schließlich steht er als Fraktionssprecher an der "Kreistagsfront" führt die Diskussionen und hält auch die Haushaltsrede. "Aber wir vier Kandidaten unterscheiden uns in den wesentlichen Punkten nun mal nicht groß", erklärt er. Darum setzt der 58-Jährige lieber auf die Unterschiede, also die Ökothemen.
Erfolge wie die Gründung der Energieagentur des Kreises (ENA), Solarinitiative, Hackschnitzelheizungen in Kreis-Gebäuden und Autos im Fuhrpark des Landkreises mit Ökosprit verbucht er auf der Habenseite. "Alles, was vom Landkreis aus für den Klimaschutz geschehen ist, war unsere Initiative", wiederholt er seit Wochen unablässig.
Dobbert ist Grüner, aber ein realpolitischer, der weit davon entfernt ist, ein Fundi zu sein. In der Freizeit sucht er seinen Ausgleich beim Segeln, beim Wandern, mitunter auf Langstrecken und beim TSV Lauf, wo er nicht nur Badminton spielt, sondern auch äußerst erfolgreich die Abteilung leitet. Der gebürtige Hamburger, der aber nur ein halbes Jahr in der Hansestadt lebte, verbrachte den prägenden Teil seiner Kindheit im unterfränkischen Burgsinn, zog mehrmals um und zog schließlich 1982 gezielt aufs Land nach Untersdorf, wo er auch sein unabhängiges Versicherungsbüro führt. Ursprünglich wollte Dobbert in den 70er Jahren Sozialpädagoge werden, entschied sich dann aber doch für ein frühzeitigeres geregeltes Einkommen und damit für die Familie und das idyllische Landleben mit drei Kindern, Hund, Katze und seit zwei Jahren Zwerghühnerzucht.
Mit Politik hatte Dobbert bis Untersdorf nichts am Hut. Der gefährdete Wald um den Eichelberg fast vor seiner Haustür brachte ihn aber dazu. Erst wehrte er als Sprecher einer Bürgerinitiative dort ein Munitionsdepot der Bundeswehr ab, nach der Wende verhinderte er in derselben Funktion dort eine Kreis-Mülldeponie. Weil ihn die Grünen bei seinem Kampf unterstützt hatten, trat er ihnen bei, baute mit seiner Frau Karin die Schnaittacher Ortsgruppe auf und arbeitete ab 1995 im Kreisvorstand mit, ehe er sich 1996 erstmals als Landrat bewarb.
Schon damals verstand er sich als Lobbyist für Handwerker, Kleinunternehmer und den Mittelstand, seine Hauptkundschaft im Versicherungsbüro. Ihm gefällt, dass sie sich mehr als die Global Players der Region verpflichtet fühlen und so auch besser zum Nürnberger Land passen. Wenn er das sagt, denkt er visionär an einen Landkreis, der "sich aus dem mittelfränkischen Einheitslook heraushebt." Das ist sein Ziel. Nicht zufällig tauscht er sich regelmäßig mit dem Naturschutzzentrum Wengleinpark aus, das Wochenmärkten mit Direktvermarktern, Regionalkost in heimischen Gaststätten ("Heimat auf'm Teller") und regionaler Präsentationslust im östlichen Landkreis (Tag der Regionen) zum Comeback verholfen hat.
Bei Dobbert wird der Landrat zum Regionalmanager, der klassische grüne Ziele umsetzt, wie: "einige Windräder mehr, endlich eine Biogasanlage" oder - weiter in die Zukunft gerichtet - "der erste bayerische Landkreis mit 100 Prozent regenerativen Energien" zu sein. Seine Hauptaufgabe sähe der Untersdorfer aber darin Landschaftsschutz und Wirtschaftsförderung zu verzahnen. "Die Global Player kommen ohnehin nicht zu uns", sagt Dobbert. Er will deshalb stärken, was als Kapital bereits vorhanden ist: regional verwurzelte Unternehmen und die attraktive Natur- und Kulturlandschaft.
Voraussetzung sei ein intelligentes Gewerbeflächenmanagement, das nicht an den Gemeindegrenzen endet. Der Wettbewerb untereinander dürfe nicht weiter schützenswerte Natur unter sich begraben, argumentiert er. Darum müssten Gemeinden sich wie bei der Wasserversorgung über Zweckverbände zusammenschließen und gemeinsame Gewerbeflächen finden, von denen alle Beteiligten profitieren. Dadurch wäre nicht länger jede Gemeinde gezwungen, eigene Industriegebiete auszuweisen.
"In ein paar Jahren blüht der Nahtourismus wieder auf, dann sind wir froh darüber", prophezeit Dobbert. Dafür bräuchte es aber einen Landrat, der sich dieses Regionalmanagement zutraut. Dobbert: "Ich wäre bereit."
Pressebericht der Pegnitz-Zeitung vom 16.2.2008
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