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Haushaltsrede 2024

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Vertreter und Vertreterinnen der Gemeindeverwaltung,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats,
sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer,

wie sich im Vorjahr angedeutet hat, steht die Gemeinde Schwaig wie viele andere Kommunen vor der Herausforderung, dass bei nahezu gleichbleibenden Einnahmen die Ausgaben deutlich zulegen. Letztere steigen vor allem aufgrund der Inflation, die sich im Haushalt in Form von höheren Tarifabschlüssen, Bau- und Energiekosten niederschlägt. Dies führte im abgelaufenen Jahr 2023 dazu, dass wir ca. 1 Mio. EURO aus den Rücklagen entnehmen mussten, um alle geplanten Investitionen zu stemmen. Die dann doch höher ausgefallenen Gewerbesteuereinnahmen bewahrten uns vor einem noch tieferen Griff in die Rücklagen.

Auch in diesem Haushalt ist nun eine Rücklagenentnahme vorgesehen. Die Investitionen in die Infrastruktur Schwaigs können jedoch nicht aufgeschoben werden, da wir sonst erst recht von der Substanz leben würden. Der größte Posten ist dabei in 2024 die Sanierung und Erweiterung des Rathauses, damit dieses endlich barrierefrei wird, was wir befürworten. Zudem soll die Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt werden, was wir ebenfalls unterstützen. Wichtig ist, dass wir kosteneffizient und zügig vorangehen, da auch in nächster Zeit die allgemeinen Baukosten eher steigen als sinken werden.

Die nächste größere Investition ist die Sanierung des Tagelöhnerhauses im Schlossareal. Dieses denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren und für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen ist eine Verpflichtung der Gemeinde – auch als Zeichen an andere Eigentümer von denkmalgeschützten Gebäuden. Hier sollte jedoch mit Bedacht vorgegangen wird. Vielleicht können wir in der aktuellen Situation auch nicht die Maximallösung umsetzen. Ziel muss es sein, dass das Gebäude später auch viel genutzt wird.

Ärgerlich ist, dass wir für die Bebauung des Nordschulareals noch keine Lösung gefunden haben. Es ist allen klar, dass wir zu den aktuellen Konditionen das Vorhaben nicht umsetzen können: Es wäre ein zu hohes Verlustgeschäft. Wir sollten als Gemeinde alles versuchen, Lösungen für den sozialen Wohnungsbau am Nordschulareal zu finden. Neue Förderprogramme, eine Erhöhung der Mietobergrenzen, evtl. eine Kombination von gefördertem und nicht gefördertem Wohnungsbau, der Verzicht auf Stellplätze – alles das könnten Schritte hin zu einer Umsetzung sein. Wichtig ist uns Grünen, preiswerten Wohnraum in der Mitte des Ortes zu schaffen. Hier müssen wir weiterhin offen sein und auch aktiv nach Umsetzungsmöglichkeiten suchen. Es gibt in der Region bereits interessante Pilotprojekte mit kostenreduzierter und Ressourcen schonender Bebauung, Stichwort Bautyp e. Andere Kommunen die vor ähnlichen Problemen standen, haben hier bereits Lösungen gefunden. Wir Grünen sehen sonst die Gefahr, dass das Nordschulareal noch viele weitere Jahre brach liegt und auch Investoren einen weiten Bogen um das Gelände machen.

Der Verwaltungshaushalt enthält weiterhin viele soziale Ausgaben wie den Ortsbus, die kostenlose Bücherei und das Schwimmbad. Dadurch ist Schwaig als Wohnort sehr attraktiv und das soll auch weiterhin so bleiben.

Die Ausgaben im Verwaltungshaushalt werden aber durch die Inflation mittelfristig eher steigen. Erstmalig schlagen dieses Jahr die höheren Stromkosten zu Buche. Die Erneuerung der Verträge zur Gasversorgung stehen noch an. Der bestehende Vertrag stammt noch aus der Zeit vor dem Ukrainekrieg und ist äußerst günstig. Daher werden wir wohl zukünftig mehr für diesen Posten aufbringen müssen.

Umso wichtiger wird es daher, dass wir den größten Gasverbraucher - das Schwaiger Schwimmbad endlich energetisch sanieren, auch wenn sich das als schwieriger und komplexer erweist als anfangs gedacht. Das dazu erforderliche Energiekonzept – das schon in 2023 begonnen wurde – sollte zügig abgeschlossen und vorgestellt werden.

Insgesamt ist der Haushalt für 2024 aus unserer Sicht gut ausgewogen und sehr transparent. Hier gilt mein Dank insbesondere Herrn Döbel und seiner Abteilung. Fragen werden uns ausführlich beantwortet und auch weitere Details beispielsweise zum Nordschulareal offen gelegt.

Für befürworten, dass die Hebesätze für die Grund- und Gewerbesteuer unverändert bleiben. Eine Erhöhung der Grundsteuer kurz vor der Reform würde viele Bürgerinnen und Bürger verwirren und mehr Kosten als Einnahmen nach sich ziehen.

Die nächsten Jahre werden für uns als Gemeinde finanziell nicht einfach. Wie viel uns die Sanierung der Grundschule in Behringersdorf kostet, wird erst im Sommer grob feststehen. Erst dann können wir genauer planen, was zukünftige Investitionen anbelangt.

Vor dem Hintergrund der steigenden Kosten und des Fachkräftemangels sollten daher die begonnenen Projekte effizient durchgeführt werden. Im Verkehrssektor gelingt uns das nicht immer, wie wir an dem verkehrsberuhigten Bereich um das Schloss herum sehen. Arbeitszeit und Geld wurden dort investiert, um am Ende doch nichts zu ändern. Das ist nicht nur unbefriedigend für die Verkehrssituation. Das frustriert neben den Bürgerinnen und Bürgern auch die zuständigen Mitarbeiter im Bauamt.

Was im Verkehrssektor ebenfalls noch fehlt, ist eine konsequentere Ausrichtung auf die Klimaschutzziele. Natürlich können wir Schwaiger den Klimawandel nicht alleine stoppen. Aber wir sollten alles in unserer Macht stehende tun. Viele Fachleute mahnen bspw. an, dass das Radfahren und zu Fuß gehen deutlich gefördert werden muss, um die Emissionen im Verkehr zu reduzieren. Hier könnte sich die Gemeinde mehr engagieren und die Sicherheit erhöhen. Viele Eltern haben immer noch Bedenken ihre Kinder zu Fuß zur Schule zu schicken. Die vielen Elterntaxis sind leider ein Beweis dafür. Die Aktion Bus mit Füßen zeigt, dass es immer wieder kreative Ansätze braucht, um eine Veränderung herbei zu führen. Idealerweise schaffen wir es, dass Eltern ihre Kinder wie selbstständig zur Schule zu Fuß gehen lassen und Elterntaxis die Ausnahme sind.

In anderen Bereichen als dem Verkehrssektor sind wir, was den Klimaschutz angeht, schon etwas weiter. Viele Dinge werden immer wieder angeschoben: Die kostenlose Verteilung von Obstbäumen, die Aktion Ramadama, die Förderung von Balkonsolaranlagen und ähnliches sind auch für 2024 vorgesehen. Unsere Klimaschutzbeauftragte Frau Pöhler leistet sehr gute Arbeit.

Was auch eine stetige Herausforderung sein wird, ist die Integration von Geflüchteten. Die vor dem Krieg in der Ukraine nach Schwaig geflohenen Menschen konnten wir sehr gut integrieren. Gleiches müssen wir mit Menschen anderer Nationen schaffen, auch wenn das mitunter schwieriger wird. Dass wir das können haben wir schon 2015 bewiesen. Ich bin sehr froh, dass wir als Gemeinderat hier an einem Strang ziehen.

Neben Herrn Döbel und Frau Pöhler, die ich schon erwähnt hatte, danken wir natürlich auch allen anderen Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung für ihre tägliche Arbeit. Ihnen, Herr Wittmann vielen Dank für die ausgleichende Leitung der Gemeindegeschicke. Den Gemeinderatskolleginnen und Kollegen danke für die faire und konstruktive Zusammenarbeit.

Schwaig, den 5. März 2024

Konstantin Gerl
Fraktionssprecher BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Haushaltsrede 2023

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Vertreter und Vertreterinnen der Gemeindeverwaltung,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats,
sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer,

dieses Jahr gab es in den Vorberatungen zum Haushalt deutlich mehr Rede- und Diskussionsbedarf als in den Vorjahren: Die Steuereinnahmen steigen nun mal nicht in gleichem Maße wie die Ausgaben. Das führt zunächst dazu, dass wir als Gemeinde in den nächsten Jahren wohl nicht alle Projekte, die wir auf der Wunschliste haben, umsetzen werden können.

Wirklich bedauerlich ist, dass die Baukosten für das Nordschulareal so dramatisch gestiegen sind und die Förderung, die die Gemeinde erhält, nicht erhöht wurde. Vor die Füße fällt uns auch, dass entgegen dem Rat aller Architekten auf so viele Stellplätze und damit eine Tiefgarage gepocht wurde, welche nicht förderfähig ist. Zusammen mit den höheren Kreditzinsen ist das momentan so extrem unwirtschaftlich, so dass wir alle zu dem Ergebnis kamen, den Baubeginn aufzuschieben. Schwaig ist da aber keine Ausnahme. Überall im Land werden ähnliche Baumaßnahmen gestoppt. Es bleibt zu hoffen, dass die Fördersätze baldmöglichst erhöht werden. Aber auch die Gemeinde muss ihre Hausaufgaben machen und darf das ursprünglich dafür vorgesehene Geld nicht anderweitig verplanen. Wir Grünen sehen sonst die Gefahr, dass das Nordschulareal noch viele weitere Jahre brach liegt. Wohnen ist schließlich ein Grundrecht und eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Hier brauchen wir Lösungen für die Schwächeren in unserer Gesellschaft.

Die höheren Ausgaben im Haushalt liegen aber nicht nur an gestiegenen Baukosten, sondern auch an erhöhten Energiekosten, die in den nächsten Jahren noch steigen werden, wenn die Verträge der Gemeinde mit den Energieversorgern für Strom und Gas zur Erneuerung anstehen. Wir sind froh, dass im aktuellen Haushalt mit drei PV-Anlagen auf dem Hallenbad, der Feuerwehr in Schwaig und dem Bauhof die Energiewende nun angegangen wird. Wir Grüne haben dafür 20 Jahre gekämpft, aber erst jetzt sind alle im Gemeinderat von der Notwendigkeit solcher Maßnahmen überzeugt. Dieses Zögern hat der Gemeinde viel Geld gekostet.

Ausdrücklich loben möchten wir die Bemühungen der Gemeinde für die vielen kleinen Sparmaßen, beispielsweise bei der Straßenbeleuchtung. Hier zahlen sich die proaktiven Investitionen der Vergangenheit nun doppelt aus.

Wie sehr unser Haushalt unter Druck gerät, sieht man daran, dass wir im zweiten Jahr in Folge eine Rücklagenentnahme für unsere Investitionen vorsehen. Dieses Jahr können wir das noch stemmen. Auf Dauer ist dies jedoch ökonomisch nicht tragbar. Ich bin froh, dass unser neuer Kämmerer Herr Döbel über den aktuellen Haushalt hinaus weiter in die Zukunft blickt und warnt, dass die Gewerbesteuereinnahmen der letzten Jahre nicht einfach fortgeschrieben werden können.

Daher sollte die Gemeinde aus unserer Sicht auch die Einnahmesituation bei der Grundsteuer verbessern. Wie schon im Finanzausschuss diskutiert, regen wir für den nächsten Haushalt eine Erhöhung an, weil die Grundsteuer nicht wie andere Steuern mit der Inflation automatisch steigt. Die Hebesätze in Schwaig wären selbst bei einer Erhöhung um 10 % noch unter denen aller Nachbargemeinden. Die letzte Anpassung fand im Jahr 2019 statt und ist damit schon einige Jahre her. Auf Dauer wäre es schwer vermittelbar, wenn wir zum einen die Gebühren für die Kinderbetreuung jedes Jahr mit dem Verweis auf die Inflation erhöhen, andererseits uns aber scheuen, die erhöhten Ausgaben der Gemeinde auch durch höhere Grundsteuern gegen zu finanzieren. Hier ist unserer Meinung nach Solidarität mit der jüngeren Generation gefragt.

Was aus unserer Sicht noch nicht absehbar ist, sind die angesetzten Personalkostensteigerungen für 2023. Die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst laufen noch und wir solidarisieren uns da eher mit den Beschäftigten. Je nach Tarifabschluss können auf die Gemeinde dadurch weitere deutlichere Kostenbelastungen zukommen. Sollte der Tarifabschluss gering sein, müssten wir langfristig über Zulagen für einzelne Berufsgruppen nachdenken, um insb. die Beschäftigten in der Kinderbetreuung zu halten.

Summa summarum stimmen wir als Fraktion der Grünen dem Haushalt zu.

Allerdings sollten wir nicht nur auf diesen Haushalt schauen sondern unseren Blick auch auf langfristige Veränderungen lenken und uns fragen wie die Gemeinde auf diese angemessen reagieren kann. Deutschland hat sich zum Pariser Klimaabkommen bekannt und will 2050 klimaneutral sein. Herr Söder hat für Bayern sogar das Ziel ausgegeben, 2040 bereits kein CO2 mehr zu emittieren, was wir grundsätzlich befürworten. Noch mehr würden wir jedoch begrüßen wenn solchen Ankündigungen auch klare Fahrpläne folgen würden wie wir das erreichen. Der genaue Weg wird in jedem Fall nicht einfach werden und zu weitreichenden Veränderungen in nahezu allen Lebensbereichen führen. Daher sollte auch die Gemeinde und der Gemeinderat bei jeder Entscheidung die zu treffen ist, diese Ziele im Blick behalten. Nachträgliche Korrekturen kosten nicht nur Zeit sondern auch Geld und Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern.

  • Im Verkehr sagen viele Fachleute, dass das Radfahren deutlich gefördert werden muss, um die Emissionen zu reduzieren. Hier könnte sich die Gemeinde mehr engagieren und bspw. den Durchgangsverkehr auf Nebenstraßen unterbinden. Leider fehlt hier vielen der Mut auch etwas für einige Zeit auszuprobieren, selbst wenn die Ideen - wie im Falle der Parkstraße - auf dem Tisch liegen. Viele Bürgerinnen und Bürger in Schwaig ächzen unter der hohen Verkehrsbelastung. Andere Gemeinden im Landkreis nehmen sich diese Kritik zu Herzen und erstellen Verkehrskonzepte, damit u.a. auch das Fahrradfahren einfacherer und sicherer wird.

  • Im Gebäudebereich ist die Gemeinde gefordert den eigenen Bestand kontinuierlich zu sanieren und langfristige Pläne zu entwickeln wie auf fossile Energieträger komplett verzichtet werden kann. Erste Schritte sind hier getan, aber es ist noch ein weiter Weg. Die Sanierung der Turnhalle in Behringersdorf ist dahingehend aber überfällig und sollte zügig angegangen werden.

  • Trotz aller Anstrengungen beim Klimaschutz werden wir die Folgen des Klimawandels in den nächsten Jahren immer deutlicher zu spüren bekommen. Der Sommer 2022 war einer der heißesten der letzten Jahrzehnte und wird wahrscheinlich doch einer der kältesten der nächsten Jahrzehnte sein. Auf extreme Dürre und Hitze an den zentralen Orten sollte sich die Gemeinde daher besser vorbereiten um auch in der Lage zu sein, ältere und vulnerable Menschen schützen zu können. Außerdem wird das Sparen von Trinkwasser zukünftig eine größere Rolle spielen als heute. Auch hier kann sich die Gemeinde vorbereiten und die Bevölkerung durch Informationskampagnen auf etwaige Engpässe vorbereiten und die Solidarität untereinander fördern. Die Flächenversiegelung insbesondere an neuralgischen Punkten sollte dringendst aufhören.

Dabei dürfen wir aber nie vergessen, dass dieser Wandel zu einer klimaneutralen Gesellschaft auch zu mehr Freiheit und Lebensqualität führt. Wir als Grüne haben die Hoffnung und Vision, dass wir unseren Wohlstand nicht nur halten sondern auch gerechter verteilen können. Die Gemeinde zeigt diese positiven Aspekte immer wieder durch Aktionen wie „Streuobst für alle“ oder der Station am Sinnesradweg. Frau Pöhler als unsere Klimaschutzbeauftragte leistet hier sehr gute Arbeit und zieht viele Fördergelder an Land.

Neben Frau Pöhler danken wir aber auch allen anderen Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung für ihre tägliche Arbeit. Ihnen, Herr Wittmann vielen Dank für die ausgleichende Leitung der Gemeindegeschicke. Den Gemeinderatskolleginnen und Kollegen danke für die meistens faire und konstruktive Zusammenarbeit.

Schwaig, den 28. März 2023

Konstantin Gerl
Fraktionssprecher BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Haushaltsrede 2022

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Vertreter der Gemeindeverwaltung,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats,
sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer,

Auch in diesem Jahr gab es in den Vorberatungen zum Haushalt keine langen Diskussionen: Die für die Gemeinde so wichtigen Gewerbesteuereinnahmen sind konservativ angesetzt und in den letzten Jahren sind sie eher höher ausgefallen als geplant. Ein Ausgleich durch den Freistaat war in Schwaig nicht nötig. Auch bei der Einkommenssteuer sieht es gut aus.

Die coronabedingten höheren Ausgaben für das Schwimmbad, die Schulen und die Kinderbetreuungen konnte die Gemeinde ohne Probleme schultern. Dank der soliden Finanzen ging uns hier nie die Luft aus.

Man kann also festhalten, dass wir die Coronakrise haushaltstechnisch sehr gut überstanden haben und die geplanten Projekte – wie die Bebauung des Nordschulareals – angegangen werden können. Die Rücklagenentnahme in 2022 ist aus unserer Sicht kein wirkliches Problem, da die Gemeinde in den letzten Jahren einige Reserven aufgebaut hat.

Wir als Fraktion der Grünen stimmen daher dem Haushalt zu.

Aber nach der Krise ist auch schon wieder vor der Krise: Der Krieg in der Ukraine wird auch unseren Haushalt dauerhaft belasten:

  • Da sind zunächst die Kriegsflüchtlinge und insbesondere die Kinder zu integrieren. Die Schulen stehen hier vor besonders großen Herausforderungen. Als Sachaufwandsträger sollten wir hier durchaus mit Mehrausgaben rechnen.

  • Zudem sind die Energiekosten deutlich höher und das wahrscheinlich auch dauerhaft. Die Gemeinde wird dies spätestens in zwei Jahren treffen, wenn der Vertrag mit unserem aktuellen Gasversorger für das Schwimmbad ausläuft.

  • Parallel dazu lässt die Inflation die Personal- und Baukosten steigen. Das allein kann schon den ein oder anderen Posten um 10% erhöhen.

Ein ausgeglichener und soziale gerechter Haushalt wird also in Zukunft deutlich schwieriger darzustellen sein. Mit sozial gerecht meinen wir damit die vielen freiwilligen Leistungen die die Gemeinde erbringt; allen voran die Bücherei, das Schwimmbad und die finanzielle Unterstützung der Vereine für die Jugendarbeit.

Um das zu gewährleisten wäre aus Sicht der Grünen oft ein proaktiveres Angehen erstrebenswert. Das möchte ich an drei Beispielen verdeutlichen:

  1. Seit nun mehr 20 Jahren sind wir Grüne im Gemeinderat und genauso lange fordern wir schon mehr Photovoltaik oder Solarthermieanlagen auf den gemeindeeigenen Dächern. Leider ist dies oft an der FW und CSU Fraktion gescheitert. Wir freuen uns, dass dieses Thema nun endlich angegangen wird. Der optimale Zeitpunkt wäre aber in der Vergangenheit gewesen, denn dann würden wir heute schon davon profitieren und müssten uns bzgl. der steigenden Kosten des Schwimmbads weniger Sorgen machen.

  2. Ein 2. Punkt ist die Verkehrswende, die uns neben der Energiewende in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Der ein oder andere mag ein Leben ohne eigenes Auto oder weitgehend ohne eigenes Auto derzeit für nicht umsetzbar halten oder sogar belächeln – wie damals bei den Leuten die sich als erstes Solaranlagen auf ihre Dächer gebaut haben. Wir sollten solche Lebensentwürfe jedoch – wenn wir sie schon nicht fördern – wenigstens durch eine weniger rigide Stellplatzsatzung tolerieren und damit unseren Bürgerinnen und Bürgern mehr Freiheiten gewähren. Die hohe Anzahl an geforderten Stellplätzen – vor allem im Neubau – führen nämlich zu mehr Verkehr für uns alle, weniger Grünflächen und höheren Baukosten. Letzteres spürt die Gemeinde gerade bei der Bebauung des Nordschulareals: Ohne Tiefgarage wären die Kosten und auch die Steigerung die wir jetzt hinnehmen müssen, deutlich geringer. Hätten wir dort zudem Konzepte wie Carsharing gefördert, so wäre dies auch ein Schritt zur Entspannung der Verkehrssituation gewesen. Im anstehenden Bebauungsplan für das Kohlschlagareal regen wir an, dass neue Wege beschritten werden: Wie Sie sicher wissen sind wir gegen die Abholzung des Waldes und die Bebauung der Biotope. Die Mehrheitsentscheidung des Gemeinderats werden wir wohl oder übel akzeptieren müssen. Aber die weitere Versiegelung der Flächen sollte jetzt wenigstens so gering wie möglich gehalten werden. Hier kann die Gemeinde noch Einfluss nehmen: z.B. durch eine Anpassung der jetzigen Stellplatzsatzung.

  3. Ein dritter Punkt dazu ist der Fair Trade Gedanke. Es ist schön, dass wir Fair Trade Gemeinde sind, den Fair&Mehr Laden und einen Wochenmarkt in der Ortsmitte Schwaigs haben. Aber auch hier sollten wir nicht auf dem Status Quo stehen bleiben, sondern die Idee des fairen und nachhaltigen Handelns in der Gemeindeverwaltung weiter denken. Die Gemeinde Eckental geht hier beispielsweise voran und beschafft fair produzierte Arbeitskleidung für die Mitarbeiter des Bauhofs. Dies zeigt uns was bzgl. Fair Trade in der Beschaffung möglich ist.

Was wir mit diesen drei Punkten (Energiewende, Verkehrswende, Fair Trade) verdeutlichen wollen ist, dass wir als Gemeinderat unsere oft vorhandenes Skepsis gegenüber dem Wandel der Gesellschaft ablegen sollten und solche Veränderungen aktiver angehen. Denn um das zu bewahren was uns in Schwaig lieb und wichtig ist, müssen wir auch bereit sein, Veränderungen frühzeitig in Angriff zu nehmen. Ein Zögern kostet eben nicht nur Zeit sondern auch Geld und Lebensqualität.

Dass wir das können, sehen wir an der Klimaschutzmanagerin die wir sei einem Jahr beschäftigen. Frau Dr. Pöhler macht einen sehr guten Job; auch dank der breiten Unterstützung durch die Verwaltung, was in anderen Gemeinden zum Teil weniger der Fall ist. Aber auch hier müssen wir feststellen, dass die Initiative für die gemeinsame Klimaschutzmanagerin von der Stadt Röthenbach ausging, wofür wir Grünen den Röthenbachern sehr dankbar sind. Hier im Schwaiger Gemeinderat gab es auch Stimmen, die die Stelle gerne auf 2 Jahre befristet hätten – was dazu geführt hätte, dass wir Frau Dr. Pöhler nicht bekommen hätten.

Außerdem loben möchten wir noch zwei Bauvorhaben: Am Nordschulareals finden wir es gut, dass ausschließlich geförderte Wohnungen entstehen. Hier ist ein guter Kompromiss gefunden worden, den wir als Gemeinde umsetzen. Bei den privaten Bauvorhaben möchten wir das geplante Geschäfts- und Bürogebäude an der Diepersdorfer Str. hervorheben. Hier haben wir gerne zugestimmt und wollen damit auch zeigen, dass wir nicht pauschal gegen jede Bebauung sind.

Zu guter Letzt danken wir allen Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung und Ihnen Herr Wittmann für ihre tägliche Arbeit und die Aufrechterhaltung der Dienste während der Pandemie, was beispielsweise im Hallenbad nur unter erschwerten Bedingungen möglich war.

Den Gemeinderatskolleginnen und -kollegen danken wir für die faire Zusammenarbeit und die regen Diskussionen. Und auch wenn wir ab und zu nicht einer Meinung sind: Davon lebt die Demokratie.

Schwaig, den 31. Mai 2022

Konstantin Gerl
Fraktionssprecher BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

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