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HERSBRUCK (kb) - Bislang hatten die Hersbrucker Grünen nur einen Sitz im Stadtrat. Das aber soll sich nun ändern. Mit einer hochkarätig besetzten Liste – vom Studenten über den Bäckermeister bis zur Gastronomin und Tierärztin – wollen sie frischen Wind in die Kommunalpolitik bringen. Und wer bei Bündnis 90 / Die Grünen nur Energie- und Umweltthemen vermutet, irrt. Die Kandidaten haben sich auch zu Bürgeranliegen wie der Bahnüberquerung an der Haid und Wirtschaftsfragen wie der Belebung der Innenstadt ihre Gedanken gemacht.
„An Aktionstagen wie beispielsweise dem Rosenmarkt ist die Stadt voller Menschen“, erklärt Ulrike Eyrich, Hersbrucker Tierärztin und Spitzenkandidatin der Grünen. „Jetzt müssen wir überlegen, wie wir auch an den übrigen Tagen die Stadt mit Leben füllen können“, fährt sie fort und erinnert an die vielen leer stehenden Läden in der Innenstadt. Die könnten in den nächsten Jahren tatsächlich zu einem ernsten Problem werden.Von dem CSU-Vorschlag, kostenlose Parkplätze am Oberen Markt einzurichten, halten die Grünen allerdings wenig. „Die meisten Leute wollen nicht in die Stadt reinfahren, sondern hier bummeln und entspannt einkaufen“, sagt Erna Pörner, die in Altensittenbach einen Bioladen betreibt und auf der Grünen-Liste Platz drei einnimmt. Vielmehr setzt die Partei ihre Hoffnungen auf einen Citymanager. Der soll eine zentrale Anlaufstelle für Hausbesitzer und Geschäftsleute sein. „Wer heute etwas an einem Haus verändern will, muss meist von Pontius zu Pilatus laufen“, sagt Bäckermeister Walter Euskirchen. „Außerdem steht in der Stadtmitte vieles leer, während am Stadtrand auf der grünen Wiese munter drauf los gebaut wird.“ Ein Citymanager könnte hier vermitteln, informieren, wo Läden zu vermieten sind, was an Bau- und Sanierungsmaßnahmen möglich ist und was es an Vorschriften zu beachten gilt, beschreibt Holger Herrmann dessen Aufgaben. Der Bauingenieur steht auf Platz zwei der Liste.
Unternehmer vor Ort wollen die Grünen dadurch unterstützen, dass bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen regionale Firmen bevorzugt werden und nicht automatisch der billigste Anbieter den Zuschlag erhält. „Regionale Bewerber müssen einen kleinen Bonus bekommen“, erklärt Eyrich. Das stärkt die Wirtschaft vor Ort, sorgt für kurze Anfahrtswege und kommt damit auch der Umwelt zugute. Die spielt bei den Grünen naturgemäß eine große Rolle, wobei die Partei in Sachen Umweltschutz gerne selbst mit gutem Beispiel vorangeht. Statt es anderen Parteien gleich zu tun und mehrere Dutzend Hochglanzplakate aufzuhängen, beschränken sich die Kandidaten auf wenige. „Das eingesparte Geld kommt Hersbrucker Einrichtungen zugute“, sagt Herrmann. Und den kleinen Prospekt, der an Haushalte verteilt wurde, haben die Grünen auf Umweltpapier drucken lassen. „Im Nürnberger Land – obwohl wir es woanders billiger hätten haben können“, ergänzt Michael Kipfstuhl.
Im Umweltschutz erwarten die 12 Frauen und Männer aber auch, dass die Stadt Hersbruck eine Vorreiterrolle einnimmt, Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden installieren und intelligente Energiekonzepte entwickeln lässt. Für die Hopfensiegelhalle und die Schulen in der Happurger Straße könne sich beispielsweise ein Blockheizkraftwerk oder eine Hackschnitzelheizung lohnen. „Außerdem sollte die Kommune, die Flächen, die sie selbst verpachtet, zur gentechnikfreien Zone erklären“, ergänzt Euskirchen. „Das würde genau ins Bild der Gesundheitsregion und der citta slow passen“, sagt Kipfstuhl. Der Solarteur gehört mit seinen 25 Jahren zum grünen Nachwuchs und kennt demnach auch die Sorgen und Nöte der jungen Menschen besonders gut. „Die Jugend wird in Hersbruck nicht wirklich vertreten“, betont er. Die Grünen möchten deshalb ein Jugendparlament ins Leben rufen, das sich aus Abgesandten der Schulen, des Jugendzentrums und der Vereine zusammensetzt. Es soll dem Stadtrat Vorschläge unterbreiten dürfen und von ihm dazu auch eine offizielle Stellungsnahme erhalten. Überhaupt wollen die Grünen Bürgeranliegen wieder stärker in den Mittelpunkt rücken – zum Beispiel was die Bahnüberquerung an der Haid anbelangt. „Die muss endlich angepackt werden“, macht Ulrike Eyrich deutlich.
Pressebericht der Hersbrucker-Zeitung vom 8. Februar 2008
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