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Eichen- Hersbruck-Umweltfrevel

Die Bayerische Maßindustrie – kurz BMI – zählt zu Hersbrucks Familienunternehmen und hat rund 120 Mitarbeiter. Im Fachhandel, bei Fachleuten, Handwerkern und Heimwerkern sind die drei Buchstaben ein Begriff für hochwertige Messwerkzeuge. Nun möchten die Verantwortlichen den Betrieb für die Zukunft fit machen und eine neue Fertigung samt Büros, Trafohaus, Heizung und 64 Parkplätzen errichten. Die BMI hat dazu schon lange die Weichen gestellt und eine Wiese gleich neben dem jetzigen Standort in der Hersbrucker Südstadt als Reservefläche erworben.

Laut Planung, die in einer Bauvoranfrage vorgestellt wurde, hat die zukünftige Produktionshalle einen Umfang von 87 mal 55 Metern und ist rund zehn Meter hoch. Eventuell kommt noch ein 13 Meter hoher Siloturm hinzu. Die derzeitige rund 8000 Quadratmeter große Grünfläche wird fast völlig versiegelt, ähnlich wie beim Discounter Lidl und bei der Firma Lindner in unmittelbarer Umgebung.

Prägender Bewuchs

„Wir können (dank des Vorhabens) den Betrieb dauerhaft halten“, sagte Bürgermeister Robert Ilg. Achim Stötzner dankte der Unternehmensleitung für das Bekenntnis zu Hersbruck.

Zum Knackpunkt entwickelte sich die Zukunft von sechs gesunden Eichen, die zwischen 200 und 300 Jahre alt sein dürften. Sie befinden sich entlang des Baugrundstücks, gehören der Stadt und prägen das Straßenbild. Wegen einer Lehmschicht im Boden ziehen die Bäume vermutlich Wasser aus der Umgebung. Die BMI befürchtet dadurch Schäden an der Außenhaut ihrer neuen Halle und fordert die Fällung der Gewächse. Außerdem sieht die Firma eine Gesundheitsgefahr wegen des Eichenprozessionsspinners.

Argumente für die Bäume

Das Stadtbauamt hat sich intensiv mit dem Wasserproblem befasst und „teilt die Auffassung der BMI nicht“. Zum einen stehen die Eichen – laut Lexikon Pfahlwurzler – hinter einem Entwässerungsgraben etwa acht Meter weit von dem geplanten Gebäude weg. Zum anderen gebe es technische Lösungen für derartige Konstellationen.

Außerdem befand sich früher (bis in die 1960er Jahre) auf dem Areal ein Weiher, der aufgefüllt wurde. Wenn vorhandene Lehmschichten austrocknen und Gebäudesetzungen verursachen, können nach Ansicht der Hersbrucker Fachleute nicht von vorneherein uralte Bäume dafür verantwortlich gemacht werden. Weitere Argumente für den Erhalt sind die Schaffung eines Präzedenzfalles bei Fällung und die Eichen als Sichtschutz („optische Abmilderung“) für die neue Halle.

Auftrag für Gutachter

„Wir müssen abwägen, was höherwertig ist: die Sicherung eines ortsansässigen Unternehmens oder die Bäume“, sagte zweiter Bürgermeister Peter Uschalt. Irmgard Raum möchte die BMI-Pläne ebenfalls nicht an den Eichen scheitern lassen und sprach sich wie Robert Ilg für den Erhalt wohnortnaher Arbeitsplätze aus – auch wegen des Umweltschutzes, um Pendeln per Auto zu vermeiden.

„Wie weit gehen wir für Arbeitsplätze?“ fragte Martin Schaffer. Christian Puppa forderte andere Lösungen als das Fällen, woraufhin Robert Ilg um konkrete Vorschläge bat – allerdings vergeblich. Dr. Ulrike Eyrich fand das „Schwarz-Weiß-Denken“ (Eichen ja oder nein) wenig gelungen und warb um Kompromisse.

Robert Ilg wollte sich aber auch nicht nachsagen lassen, dass nicht alles zur Bewahrung der Baumriesen unternommen worden sei. Auf seine Initiative hin soll ein unabhängiger Bodengutachter untersuchen, ob und welche Eichen entfernt werden müssen. Weitere Maßgaben betreffen die Fassadengestaltung der Halle, die Zufahrt Süd-West und die Gebäudehöhe. Mit 8:3 votierte der Ausschuss für diesen Weg. Baurecht bedeutet dies noch lange nicht, aber das Verfahren kann weitergehen.

Wohnen statt Produktion?

Die BMI hat auch Pläne vorgelegt, was mit ihren derzeitigen Produktionsstätten nach dem Umzug auf das Nachbargrundstück passieren soll. Wunsch ist, dass auf dem Areal mit rund 8000 Quadratmetern Wohnhäuser mit Erschließung über die Rosengasse entstehen. „Ein entsprechender Beschluss lässt uns alle Türen offen“, sagte Robert Ilg. Schließlich müssen zuerst einige baurechtliche Strukturen in dem Gebiet geändert werden.

Martin Schaffer zeigte sich von der Umnutzung wenig begeistert. In Hersbruck gibt es eh zu wenig Gewerbeflächen. Dem schloss sich Christian Puppa an. Irmgard Raum schlug vor, anstelle von Wohnbebauung einen kleinen Handwerkerpark zu schaffen. Letztlich votierte der Ausschuss für den Antrag der Firma BMI und damit für eine Änderung des Flächennutzungsplanes. Es handelt sich aber nur um eine Empfehlung ohne Bindungswirkung. Das letzte Wort dazu hat der Gesamtstadtrat.



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