Zartes, aber hartnäckiges Pflänzchen

- Ortsverband Unteres Pegnitztal feierte 10-jähriges Bestehen -

RÖTHENBACH (grüne) — Auf zehn Jahre politische Arbeit konnte der Ortsverband Unteres Pegnitztal von Bündnis 90/Die Grünen am Wochenende zurückblicken. Gemeinsam mit ihren Mitgliedern, langjährigen Weggefährten, interessierten Bürgern sowie Vertretern aus Politik, Vereinen und Institutionen feierten die Grünen ihr Jubiläum im Schülercafé „Lazy’s“ in Röthenbach.  

Die frisch gebackene Ortssprecherin Inge Wende konnte als Ehrengast die Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz begrüßen. Die Bundespolitikerin, die Röthenbach bereits von früheren Besuchen kennt, ist kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin.  

In einer kurzweiligen Rede ging sie auf aktuelle Entwicklungen im Bereich der Familienpolitik ein und spannte anschließend den Bogen zur Kommunalpolitik. Denn letztlich müssten die Vorgaben, die „von oben“ kommen, in den Gemeinden vor Ort umgesetzt werden. Deutlich zeigte sie Schwachstellen im derzeitigen System auf und mahnte, die Chancen der Kinder in den Vordergrund zu stellen. „Kinder sind unser wichtigster Rohstoff. Es darf kein Kind verloren gehen“, so Ekin Deligöz.  

Darüber hinaus wiederholte die Abgeordnete aus Neu-Ulm ihren Appell an muslimische Frauen aus dem letzten Jahr. Sie hatte das Kopftuch muslimischer Frauen als Zeichen der Unterdrückung bezeichnet und die Frauen aufgefordert, das Kopftuch abzulegen. Dies hatte eine bundesweite Debatte ausgelöst und ihr persönlich neben viel Unterstützung auch Verunglimpfungen und Drohungen eingebracht. Noch heute kann sie sich nur mit Personenschutz in der Öffentlichkeit bewegen. Mundtot hat sie das alles jedoch nicht gemacht. Sie sei damals durchaus richtig verstanden worden und halte, wie sie in Röthenbach erneut betonte, an ihrer Überzeugung fest, dass die Frauen selbst bestimmen sollten, was für sie gut ist.  

Der eigentliche Anlass der Veranstaltung trat in den Vordergrund, als die langjährige Ortsvorsitzende Ethel Baron, die 1997 zusammen mit Gleichgesinnten den Ortsverband gegründet hatte, einen kompakten Überblick über die vergangenen zehn Jahre gab. Beispielhaft erwähnte sie das Engagement für den Erhalt des Bannwaldes in Röthenbach-Seespitze kurz nach der Gründung sowie die Beteiligung an der Bürgermeisterwahl in Schwaig im vergangenen Jahr. Zudem habe man in den Gemeinden im Bereich des Umweltschutzes viel anstoßen können. Dies sei auch ein Erfolg der mittlerweile fünfjährigen Ratsarbeit in Röthenbach und Schwaig, die verbindlich, sachlich und beharrlich erfolge. So hätten sich die Grünen Respekt verschafft, wenngleich sie auch nicht bei allen beliebt seien. „Doch das können wir auch nicht sein, weil wir immer wieder den Finger in Wunden legen.“  

Auch Röthenbachs 1. Bürgermeister Günther Steinbauer (SPD) bescheinigte dem Ortsverband, durch sein Auftreten das Bewusstsein der anderen Parteien für den Umwelt- und Klimaschutz weiter geschärft zu haben. Er gratulierte den Grünen sehr herzlich zu ihrem „noch zarten“ Jubiläum.  

Den Abschluss der Jubiläumsveranstaltung bildete die Verleihung eines Preises an die „Coolrider“. Im Rahmen dieses Projekts lassen sich Schülerinnen und Schüler der Hauptschule, der Realschule und des Gymnasiums zu Bus- und Bahnbegleitern ausbilden. Nach ihrer 26-stündigen Ausbildung sollen sie auf dem Schulweg in Bussen und Bahnen eingreifen, wenn es zu Konflikten oder zu Sachbeschädigungen kommt. 41 Schüler von allen drei Schulen sind inzwischen fertig ausgebildet.  

„Die Bereitschaft einzugreifen und Zivilcourage zu zeigen, ist vorbildlich und verdient hohe Anerkennung“, hob Röthenbachs Grünen-Stadtrat Thiemo Graf in seiner Laudatio hervor. Jeder, der schon einmal Zeuge einer Konfliktsituation geworden sei, wisse, was es bedeute, hier nicht einfach wegzusehen. Der Preis für dieses tolle gesellschaftliche Engagement sollten ein Dankeschön und zugleich ein Ansporn sein.  

Auch bei den Initiatorinnen, Margitta Schilling und Andrea Grillmeier, bedankte er sich für ihren großen Einsatz und wünschte ihnen viel Erfolg bei der Fortführung des Projekts. Denn die Ausbildung weiterer Schüler ist fest eingeplant. Graf überreichte einen Geldpreis, mit dem sich die Schüler einen kleinen Wunsch erfüllen sollen.

Pegnitz-Zeitung vom 1./2. Mai 2007