Pressemitteilung – Kreistagsmehrheit kürzt beim Bus – Grüne kritisieren Rückschritt im ÖPNV im Nürnberger Land

Die Kreistagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Nürnberger Land zeigt sich tief enttäuscht über die Entscheidung des Kreistags am 21. Juli 2025, im Linienbündel 4 (Nordwest) künftig Abstriche beim 2019 vom Kreistag beschlossenen Stundentakt zu machen. Die GRÜNEN hatten sich in der Sitzung vehement für die Beibehaltung des uneingeschränkten Stundentakts eingesetzt.

„Eine Rückkehr zum Grenzwert-Fahrplan ist ein Schritt in die absolut falsche Richtung“, kritisiert Horst Topp, Kreisrat und zweiter Bürgermeister von Altdorf.  „Als der Kreistag 2019 fraktionsübergreifend den Stundentakt für den gesamten Landkreis beschlossen hat, wurde das öffentlich beworben, die Haushaltsansätze wurden dementsprechend bereitgestellt – besonders Nutzerinnen und Nutzer des Deutschlandtickets waren dafür dankbar. Jetzt wieder zu kürzen, ist nicht nur unverständlich, sondern kontraproduktiv.“  

Die nun beschlossene Variante bedeutet konkret: Weniger Fahrten, schlechtere Takte und ein Rückschritt bei der Gleichbehandlung aller Landkreisbürger*innen, vor allem im ländlichen Raum.

Zitate von CSU und Freien Wählern: Ausdruck verfehlter Politik

In der Sitzung äußerte ein Vertreter der Freien Wähler:  „Man könne nicht verlangen, dass jeder jederzeit überall hinkommt.“

Für die GRÜNEN ist das ein verheerendes Signal. Bianca Pircher, Landratskandidatin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, erklärt dazu: „Diese Aussage ist nicht nur zynisch, sondern sozialpolitisch brandgefährlich. Es geht hier nicht um Luxusmobilität, sondern um einen schlichten Stundentakt – das absolute Minimum für gleichwertige Teilhabe. Wer Mobilität auf dem Land derart relativiert, nimmt bewusst in Kauf, dass Menschen ohne eigenes Auto – Schüler*innen, Senior*innen, Geringverdienende, oder Menschen die auf ein Auto verzichten möchten – systematisch ausgeschlossen werden.“

Noch provokanter äußerte sich ein Kreistagsmitglied der CSU:  „Die Verkehrswende funktioniert nicht auf dem Land – und schon gar nicht mit dem ÖPNV.“

Dazu Pircher weiter: „Wenn selbst die CDU/CSU-Bundestagsfraktion in einem eigenen Antrag festhält, dass der Bus ‚ein Schlüssel für eine alltagstaugliche und klimafreundliche Mobilität‘ ist – gerade auch im ländlichen Raum –, dann ist es geradezu widersprüchlich, wenn auf kommunaler Ebene, also hier bei uns im Nürnberger Land, genau das Gegenteil beschlossen wird. Dort wird richtigerweise gefordert, dass Busangebote nicht nur erhalten, sondern ausgebaut werden sollen – verbunden mit einem klaren politischen Willen, den ÖPNV als Rückgrat einer sozial gerechten und klimafreundlichen Mobilitätswende zu stärken. Wer sich vor Ort für Kürzungen ausspricht, stellt sich also nicht nur gegen die eigenen Parteibeschlüsse auf Bundesebene, sondern auch gegen die Lebensrealität der Menschen, die gerade auf dem Land auf verlässliche Busverbindungen angewiesen sind.“  Quelle: CDU/CSU-Antrag im Bundestag vom 5. Dezember 2023, Drucksache 20/9736: „Den Bus als Schlüssel für eine alltagstaugliche und klimafreundliche Mobilität stärken“

Grüne Position: Ausbau statt Rückschritt

Die GRÜNEN fordern seit Jahren den bedarfsgerechten und flächendeckenden Ausbau des ÖPNV – insbesondere auch zur Erreichung der eigenen Klimaziele des Landkreises. Der Antrag der Fraktion vom Frühling bringt dies unmissverständlich zum Ausdruck:

„Der Kreistag bekennt sich zum gültigen, beschlossenen Nahverkehrsplan als unverzichtbares Mobilitätsangebot des Nürnberger Landes innerhalb des VGN und der Metropolregion Nürnberg. Es bleibt festes Ziel, durch qualitativen und quantitativen Ausbau moderner Bus- und Bahnangebote noch mehr Menschen für den Öffentlichen Personennahverkehr zu gewinnen.“  

Die von CSU und FW beschlossene Variante wird dieser Zielsetzung nicht gerecht – das machte auch Fraktionssprecher Benedikt Bisping zum Haushalt deutlich: „Ein seit Jahren qualitativ und quantitativ aufgebautes Netz, verwoben mit dem VGN und abgesichert durch langfristige Verträge, nun auf der Zielgeraden kurzfristig infrage zu stellen, ist schlicht unsozial. Es trifft vor allem jene, die auf den ÖPNV angewiesen sind – junge Menschen, ältere Menschen, Menschen ohne Auto. Inklusion sieht anders aus.“  

Verkehrssektor ist zentral für Klimaziele

Das Integrierte Klimaschutzkonzept (IKSK) des Landkreises weist dem Verkehrsbereich eine entscheidende Rolle für die Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 zu. Die GRÜNEN betonen: Wer beim ÖPNV kürzt, gefährdet die Umsetzung genau dieser Ziele.

„Nur durch verlässliche, gut getaktete und moderne Mobilitätsangebote kann ein echter Umstieg auf den Umweltverbund gelingen. Der Landkreis muss den ÖPNV als Infrastruktur der Zukunft begreifen – nicht als Sparobjekt“, so Bianca Pircher abschließend.

Hintergrundinformationen:

  • Der Nahverkehrsplan des Landkreises wurde 2019 beschlossen und seither mehrfach fortgeschrieben.
  • Das Linienbündel 4 umfasst den Nordwesten des Landkreises – den Raum Lauf-Schnaittach-bis Eschenau
  • Das Deutschlandticket hat laut Landratsamt zu steigenden Fahrgastzahlen geführt – gerade im ländlichen Raum.