Ein bewegender Vormittag mit Sarah Zöllner und engagierten Kommunalpolitikerinnen im Schmidtbauernhof in Rückersdorf

Am Samstag, den 5. Juli 2025, verwandelte sich der historische Schmidtbauernhof in Rückersdorf in einen Ort der Begegnung, der Ermutigung – und der politischen Klarheit. Unter dem Motto „Mütter in die Politik!“ luden wir zu einer besonderen Veranstaltung ein, die deutlich machte: Die Zeit ist reif für eine neue politische Kultur. Eine Kultur, in der die Perspektiven von Müttern nicht länger als Ausnahme, sondern als demokratische Notwendigkeit verstanden werden.

Im Mittelpunkt des Vormittags stand die Journalistin, Autorin und Mitgründerin der Plattform MütterMachtPolitik, Sarah Zöllner, die Passagen aus ihrem Buch „Mütter in die Politik!“ vortrug. Ihre Worte trafen einen Nerv – persönlich, klug und aufrüttelnd zugleich. Zöllner beschreibt darin nicht nur, wie viel politisches Potenzial in der alltäglichen Fürsorgearbeit steckt, sondern auch, wie schwer es Müttern nach wie vor gemacht wird, politisch sichtbar und wirksam zu werden.
Gleich zu Beginn las sie einen zentralen Gedanken ihres Buches vor:
„Als Mütter – und überhaupt Menschen, die täglich für andere sorgen – verfügen wir über gleich mehrere Kompetenzen, die für die politische Arbeit relevant sind.“
Was folgt, ist kein idealisiertes Mutterbild, sondern eine realistische Analyse gesellschaftlicher Schieflagen. Es geht um Organisationstalent unter Dauerbelastung, Entscheidungen unter emotionalem und zeitlichem Druck, tiefes Wissen über Bildung, Pflege, soziale Teilhabe – all das sind Fähigkeiten, die Mütter täglich leben. Doch in der politischen Arena bleiben diese Kompetenzen oft unsichtbar. Stattdessen dominiert nach wie vor ein Politikverständnis, das auf permanente Verfügbarkeit, Abstraktion und Ausschluss basiert.
Nach der Lesung wurde es lebendig, persönlich und politisch. In einer offenen Gesprächsrunde berichteten engagierte Kommunalpolitikerinnen von ihren eigenen Wegen in die Politik – mit all den Umwegen, Hürden, Zweifeln und Erfolgen, die damit verbunden sind. Lisa Renz-Hübner, Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Bezirkstag Mittelfranken, Marie-Thérèse Hartz, Sprecherin des Kreisverbands Nürnberg, und Lisa Albert, Gemeinderätin und ehemalige Bürgermeisterkandidatin aus Pommelsbrunn, erzählten ehrlich und kraftvoll davon, wie sie ihren Platz in der Politik gefunden haben – und warum sie überzeugt sind, dass es mehr Frauen wie sie braucht.

Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Dr. Bianca Pircher, Kreisgeschäftsführerin, selbst Mutter und ehemalige Bundestagskandidatin.
Es war kein Podium im klassischen Sinn, sondern ein gemeinsames Gespräch – offen für Gedanken, Widersprüche, Ermutigungen. Und genau das machte diesen Vormittag so besonders.
Denn es ging nicht nur um die Frage, wie politische Verantwortung und Familienleben vereinbart werden können – sondern vor allem um die strukturellen Voraussetzungen, die dafür noch fehlen. Deutlich wurde: Es braucht mehr Räume wie diesen. Räume, in denen Frauen sich gegenseitig stärken. Räume, in denen politische Erfahrungen nicht bewertet, sondern geteilt werden. Räume, in denen nicht gefragt wird, ob Mütter Politik machen können – sondern warum sie es nicht längst tun.
Der Vormittag war geprägt von einer großen Offenheit – und einer spürbaren politischen Energie. Viele Besucher*innen äußerten am Ende, wie wichtig es gewesen sei, diese Geschichten zu hören, sich selbst darin wiederzufinden und neue Perspektiven zu entdecken. Auch zahlreiche Kinder waren dabei, spielten auf dem benachbarten Spielplatz oder lauschten neugierig mit. Dass politische Teilhabe auch familienfreundlich sein kann, wurde hier nicht nur gesagt, sondern gelebt.
Die Botschaft des Tages war klar:
Mütter gehören in die Politik – nicht trotz, sondern wegen ihrer Lebensrealität. Ihre Perspektiven machen unsere Demokratie vollständiger, gerechter und menschlicher. Doch damit diese Stimmen gehört werden, braucht es Veränderung. Strukturelle, kulturelle – und ganz praktische.
Wir danken allen Beteiligten, besonders Sarah Zöllner für ihre inspirierenden Worte und unseren Podiumsgästen für ihre Offenheit und ihren Mut. Und wir danken allen, die an diesem Tag mit uns diesen Raum gestaltet haben. Die Diskussion ist nicht vorbei – sie beginnt gerade erst.
Herzliche Einladung, weiterzumachen. Für mehr Sichtbarkeit. Mehr Stimme. Mehr Mütter in der Politik.
